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Tournier et al.: Scientific guidelines for preclinical research on potentised preparations manufactured according to current pharmacopoeias—the PrePoP guidelines. link
Hintergrund
Homöopathische Forschung wird seit dem 18. Jahrhundert betrieben – der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, forschte und führte schon wissenschaftliche Studien bei Soldaten mit Typhus Fieber durch.
Das hervorstechendste Merkmal bei der Entwicklung der Homöopathie ist die strikte Einhaltung der induktiven Methode der Forschung, die bereits Hahnemann verfolgte. Die Experimente wurden sorgfältig vorbereitet, vorgefasste Theorien wieder verworfen und Ergebnisse wurden erst nach Jahren veröffentlicht, nachdem alle Aussagen wiederholt überprüft wurden. Diese gute Praxis der Suche sollte der maßgebliche Faktor für alle homöopathische Forschungsarbeit sein.
Im Jahre 1923 veröffentlichte Lili Kolisko1 ihre ersten homöopathischen Experimente mit Pflanzen, insbesondere mit (Weizen-)Keimlingen. Im Jahre 1925 folgte die Arbeit von Junker2, der ebenfalls das Problem der hoch verdünnten Substanzen darstellte, als er Kolisko’s Ergebnisse versuchte zu wiederholen. In den folgenden Dekaden folgten Arbeiten von Pelikan3 (1926), Maag4 (1928), Nysterakis5 (1949), Netien6 (1962), Boiron7 (1963), Pelikan8 (1971), Graviou9 (1971), Weingärtner10 (1985), Pongratz11 (1990, 1991, 1994, 1998), Betti12 (1994, 2003), Brizzi13 (2000, 2005), Binder14 (2005), Baumgartner15 (2004, 2008), Nani16 (2007), und Lahnstein17 (2009), die unter anderem Keimlinge untersuchten und testeten.
Basierend auf dieser wertvollen Tradition und die sich daraus ergebenden Ergebnisse, erschien es durchaus attraktiv in diesem Bereich zu arbeiten, wobei Univ.-Prof. Dr. Frass (www.ordination-frass.at) eine führende Rolle spielte nach Hospitationen in der Klasse für Homöopathie an der Medizinischen Universität Wien. Nach mehreren Gesprächen und verschiedenen Überlegungen wurde sodann die Idee der Gründung eines Instituts für homöopathische Grundlagenforschung (www.homeopathicresearch.eu) im Jahre 2009 umgesetzt.
Die erste Testreihe mit Weizenkeimlingen (Triticum saetivum) und Gibberellinsäure (GA3) wurde initiiert und ergab im Ergebnis eine Menge zusätzlicher Fragen ohne Antworten. Allerdings wurde die Begeisterung und Neugier geweckt, gefolgt von einer Zeit der intensiven Suche nach einem besseren und handlicheren Test-Design, um Variablen zu beseitigen und die konventionellen Prüfverfahren für Saatgut in der Landwirtschaft mit homöopathischen Verordnungen, wie im homöopathischen Arzneibuch (HAB) vorgeschrieben, zu verbinden. Nach einer gründlichen und intensiven Suche wurden die Regeln und Vorschriften der ISTA (International Seed Testing Association, www.seedtest.org) entdeckt.
Die ISTA wurde 1924 mit dem Ziel gegründet, Standardverfahren im Bereich der Prüfung von Saatgut weltweit zu entwickeln und zu veröffentlichen. In Abschnitt 14 der ISTA-Handbuch wurde für die Auswertung von (Weizen-)Keimlingen eine genaue Beschreibung an die Hand gegeben, so dass schließlich eine durchgängige Bewertung der erzielten Wachstumseffekte erfolgen konnte.
Eine überarbeitete Testreihe wurde mit den neuen Regeln ausgeführt und endete in zusätzliche Fragen. Der verwandte Weizen erfüllte nicht die Anforderung eines soliden Testmaterials. Selbst wenn der Weizen kontrolliert und von einer amtlichen Stelle zertifiziert ist und damit in Übereinstimmung mit den Voraussetzungen der Vorschriften (§ 14 SaatG in der Fassung vom 01. Januar 2012 in Österreich und § 12 SaatVO in der Fassung vom 23. Juli 2008 in Deutschland) des Saatgutgesetzes steht, ist der Samen nicht homozygot, was ein ernsthaftes Dilemma darstellte. Das Dilemma ist die Varianz der einzelnen Körner. Konfrontiert mit diesem Hindernis, begann eine weitere intensive Suche, um geeignetes Getreide ohne Varianz zu finden.
In der Zwischenzeit wurde mit einer optimierten Prüfung begonnen inklusive einer guten Testpraxis, wie im Delphi-Prozess vereinbart (Stock-Schröer18 2009), sowie die Regeln der ISTA inklusive geeigneter Körner, die die Grundlage für ein derzeit gutes Test-Design bilden, so dass ein vorläufiges Ergebnis bald veröffentlicht werden kann.
Um zu dem homöopathischen Patriarchen von Köthen zurückzukehren, behauptet Hahnemann, dass der therapeutische Hintergrund und das Ziel der Kunst der Medizin die Heilung von Krankheiten und des Arztes höchstes Ideal die Heilung sei, wie in § 2 des Organon angegeben, nämlich die schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder die Entfernung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf der kürzesten, zuverlässigsten und auf die harmloseste Art und Weise, und nach deutlich einzusehenden Gründen, das heißt, mit möglichst geringem Aufwand an Zeit, Geld, Vitalität und Leiden. Diese Worte sind Ansporn und Ziel der homöopathischen Grundlagenforschung, um Hahnemann‘s Ergebnisse zu unterstützen, so dass in naher Zukunft der Beweis für seine Theorie gelingen möge.
Literatur:
[1] Kolisko L. Physiologischer Nachweis der kleinsten Entitäten, Stuttgart: Der Kommende Tag AG, 1923.
[2] Junker H. Die Wirkung extremer Potenzverdünnungen auf Organismen, Biologisches Zentralblatt 45 H I 1925, S. 26.
[3] Pelikan W. Experimentelle Untersuchungen über die Gestaltung der Lebens-Prozesse aus dem Kosmos. Gäa Sophia 1926;(1) Jahrbuch der naturwissenschaftli-chen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Band I, 1926. Dornach 1926, 426 S.(Naturwissenschaftliche Sektion am Goetheanum) Der Einfluss der verschiedenen Ätherarten auf die Pflanze.
[4] Maag GW. Planeteneinflüsse. Konstanz: West-Ost-Verlag, 1928.
[5] Nysterakis F. Sur la grande sensibilité du test ‘‘vrille’’ à l’été roauxine. Comptes Rendus Académie des Sciences Paris 1949; 229(1): 527.
[6] Netien G. Action de dilutions homéopathiques sur la respiration du coleoptile de blé. Ann Homeop Fr 1962; 4(10): 823–827.
[7] Boiron J, Zervudacki M. Action de dilutions infinitèsimales d’arséniate de sodium sur la respiration de coléoptiles de blé. Ann Homeop Fr 1963; 5(10): 738–742.
[8] Pelikan W. Wirkungsnachweis potenzierter Substanzen durch Pflanzenwachstums-versuche. Potenzierte Heilmittel–Ursprung, Wesen und Wirkungsnachweis von dynamisierten Substanzen. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 1971, pp 63-82.
[9] Graviou E, Biron MA. Action d’une 15CH de sulfate de cuivre sur Lepidium en germination. Ann Homeop Fr 1971; 13(7): 531–538.
[10] Weingärtner O, Scholz W,Wolf R, Nagl W. Reaktionen eines pflanzlichen Zellsystems auf die Zugabe eines homöopathischen Komplexmittels und seiner Bestandteile. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 1985; 26(10): 670–682.
[11a] Pongratz W, Bermardinger E, Moser M, Varga F. Die Wirkung von potenziertem Silbernitrat auf das Wachstum von Weizen. Mitteilungen des Instituts für Strukturelle Medizinische Forschung 1990; 2: 3–7.
[11b] Pongratz W, Heydel B. Zuwachs von Zellkulturen von Hypericum perforatum unter dem Einfluss potenzierten Kinetins. ISMF: Mitteilungen des Instituts für Strukturelle Medizinische Forschung 1990; 2: 8–13.
[11c] Pongratz W, Kovac H, Heydel B. Zellkulturen unter dem Einfluss von Kinetin D24. Mitteilungen des Instituts für Strukturelle Medizinische Forschung 1991; 3: 64–67.
[11d] Pongratz W, Endler PC. Reappraisal of a classical botanical experiment in ultra high dilution research. Energetic coupling in a wheat model. In: Endler PC, Schulte J (eds). Ultra High Dilution. Dordrecht: Kluwer Academic Publishers, 1994, p. 19–26.
[11e] Pongratz W, Nograsek A, Endler PC. Highly diluted agitated silver nitrate and wheat seedling development. Effect kinetics of a process of successive agitation phases. In: Schulte J, Endler PC (eds). Fundamental Research in Ultra High Dilution and Homeopathy.Dortrecht: Kluwer Academic Publishers, 1998, p. 155–187.
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[15b] Baumgartner S, Shah D, Schaller J, Ka¨mpfer U, Thurneysen A, Heusser P. Reproducibility of dwarf pea shoot growth stimulation by homeopathic potencies of gibberellic acid. Complement Ther Med 2008; 16: 183–191.
[16] Nani D, Brizzi M, Lazzarato L, Betti L. The role of variability in evaluating ultra high dilution effects: considerations based on plant model experiments. Forschende Komplementärmedizin 2007; 14(5): 301–305.
[17] Lahnstein L, Binder M, Thurneysen A, et al. Isopathic treatment effects of Arsenicum album 45x on wheat seedling growth – further reproduction trials. Homeopathy 2009; 98: 189–207.
[18a] Stock-Schroer, B.; Albrecht, H.; Betti, L.; Dobos, G.; Endler, C.; Linde, K.; Ludtke, R.; Musial, F.; van Wijk, R.; Witt, C.; Baumgartner, S.: "Reporting Experiments in Homeopathic Basic Research--Description of the Checklist Development." Evid Based Complement Alternat Med 2009 Nov 1.
[18b] Stock-Schroer, B., Albrecht, H., Betti, L., Endler, P. C., Linde, K., Ludtke, R., Musial, F., van Wijk, R., Witt, C., Baumgartner, S. (2009): Reporting experiments in homeopathic basic research (REHBaR)--a detailed guideline for authors. Homeopathy 98 (4), 287-98.